Antike Möbel, alt und wurmstichig?

Es gibt zwei Sorten von Mensch. Für die eine sind Antiquitäten Ballast. Für sie sind antike Möbel alt und wurmstichig, weiter nichts. Diese Menschen haben eher keinen Sinn für altes Handwerk und tun sich schwer zu erkennen, wie viel Mühe in einem alten Möbel und dessen Erhaltung steckt. Denn genau genommen hatte sich ja nicht nur der Schreiner mit der Herstellung des Möbel Mühe gegeben, es musste auch durch Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte hinweg von Dienstmädchen bis hin zur modernen Familie mit Putzhilfe gepflegt und bewahrt werden. Ein altes Möbel macht also nicht nur einen schönen Eindruck, sondern auch viel Mühe, wenn es für die Nachwelt erhalten bleiben soll. Jahrhunderte lang keine Wasserfleck und immer wieder neue Politur machten aus einem schönen Möbel ein altes aber gut gepflegtes Möbel. Wer das nicht erkennen kann, für den sind antike Möbel freilich nur alt und wurmstichig. Und der wirft leider dann auch ein wertvolles Biedermeier-Schränkchen flugs auf den Sperrmüll.

Antike Möbel sind eben häufig wurmstichtig, so einfach ist das

Wenn das Schränkchen dann Glück hat, trifft es auf die andere Sorte Mensch. Auf diejenige nämlich, die alte Möbel schätzt. Die den Geschichten lauscht, die es erzählt. Die sich an der alten Oberflächen freut, an den ausgewogenen Proportionen, den Spuren vergangener Generationen. Abgesehen davon gibt es kaum ein antikes Möbel, das so alt und wurmstichig ist, dass es ein erfahrener Restaurator nicht retten kann. Ist die Oberfläche stumpf, kann er polieren, ist ein Stuhlbein wacklig, kann er leimen. Selbst die Anobiidae Wurmlöcher kann er stopfen. Aber das wird er nicht tun. Er wird die Löcher lassen. Denn sie zeigen, dass das Möbel alt ist. Neue Möbel sind nicht wurmstichig. So einfach ist das.